Orion Multi-Purpose Crew Vehicle


Das Orion MPCV (Multi-Purpose Crew Vehicle) ist ein bemanntes Raumfahrzeug der NASA, das in Zusammenarbeit mit der ESA gebaut wird. Es soll im Rahmen des Artemis-Programms zum Transport von Personen zum Mond dienen.

2004 begann die Entwurfsphase des Crew Exploration Vehicle (CEV), welches dann in MPCV (Multi-Purpose Crew Vehicle) unbenannt wurde. Im November 2005 gab die NASA die Exploration Systems Architecture Study (ESAS) heraus, welche die genauen Anforderungen und Missionsprofile für das CEV beinhaltet. Am 31. August 2006 gab die NASA bekannt, dass Lockheed Martin für den Bau des Orion-Raumschiffs ausgewählt wurde.

Am 6. Mai 2010 wurde auf der White Sands Missile Range in New Mexico mit einer Orion Testkapsel (Orion Boilerplate) ein Pad-Abort Test (PA-1) durchgeführt. Dabei wurde das Orion Launch Abort Systems (LAS) getestet. PA-1 war der erste Test in einer Reihe von atmosphärischen Flugtests, die als Orion Abort Flight Test (AFT) bekannt sind. PA-1 testete die grundlegende Funktionalität des Startabbruchkonzepts vom Pad aus in seiner vorläufigen Orion-Designkonfiguration. Es nutzte die frühere konforme Form des LAS-Adapters. Der Flight Test Article (FTA)-Aufbau wird sich in vielerlei Hinsicht vom fertigen Orion Raumschiff unterscheiden.

Techniker führen letzte Arbeiten kurz vor dem Pad Abort Test (PA-1) durch. Foto: US Army White Sands Missile Range

Pad Abort 1 (PA-1) startete am 6. Mai 2010 auf der White Sands Missile Range in New Mexico. Foto: NASA/WSTF/Reed P. Elli

Fallschirmabstieg der Testkapsel am 6. Mai 2010 auf der White Sands Missile Range. Foto: NASA/WSTF/Reed P. Elli

Am 5. Dezember 2014 erfolgte im Rahmen des EFT-1 (Exploration Flight Test 1) der erste Testflug des Orion MPCV (Multi-Purpose Crew Vehicle) in den Weltraum. Es war der erste Testflug des Orion Raumschiffs, mit dem wichtige Systeme, u.a. die Bordelektronik, der Hitzeschild und die Fallschirme, getestet wurden. Da die eigentliche Trägerrakete des MPCV, das SLS, zum Zeitpunkt des Testflugs noch nicht fertiggestellt war, erfolgte der Start auf einer Delta IV Heavy der United Launch Alliance.

Missionsverlauf von EFT-1, Grafik: NASA

Die Oberstufe der Delta IV war zur Energieversorgung bis zum Wiedereintritt in die Erdatmosphäre mit dem MPCV verbunden, da die Photovoltaik-Panels nicht installiert wurden. Bei der zweiten Erdumrundung wurde das Raumschiff in eine gesteigerte Höhe von etwa 5.800 km gebracht, was etwa 15-mal höher als der Orbit der ISS ist. Dann trat es mit einer Geschwindigkeit von etwa 32.000 km/h wieder in die Erdatmosphäre ein und wasserte im Pazifischen Ozean. Während des gesamten Flugs stand das Raumschiff unter Druck, so wie es auch mit Astronauten an Bord der Fall gewesen wäre.

Am 2. Juli 2019 wurde der Ascent Abort-2 (Aufstiegsabbruch-2) durchgeführt. Dabei wurde eine Orion-Testkapsel, der der weltraumerprobten Kapsel aerodynamisch ähnlich ist, jedoch nicht über die vollen Funktionen verfügt, von Cape Canaveral SLC-46 mit dem speziell entwickelten Orion Abort Test Booster (ATB) gestartet . Der Booster war eine umfunktionierte Peacekeeper-Rakete der ersten Stufe (SR118), die von der United States Air Force beschafft und von Orbital ATK/Northrop Grumman für die Mission modifiziert wurde , ähnlich der ersten Stufe der von Peacekeeper abgeleiteten Minotaur IV. Ziel der Mission war es, das Orion Launch Abort System (LAS) zu überprüfen und zu qualifizieren (LAS), dass es der Astronautenbesatzung ermöglicht, bei einem Notfall während des Starts und der Aufstiegsphase mit dem Orion MPCV sicher zu entkommen.

Der LAS sollte nach etwa 55 Sekunden Aufstieg in einer Höhe von 9.400 m aktiviert werden, während der Booster noch feuerte. Auf dem Crew Module wurde kein Fallschirmsystem installiert, da diese sehr teuer sind und bereits mehrfach getestet wurden. Die Orion Kapsel übermittelte während seines Fluges Telemetriedaten, und als Backup wurden während des Sinkflugs 12 Datenrekorder paarweise ausgeworfen, beginnend etwa 20 Sekunden nach der Trennung der Kapsel von der Rettungsrakete und wurden später aus dem Atlantik geborgen. Der Test folgte dem Pad Abort-1 Test von Orion im Jahr 2010 und dem Exploration Flight Test-1 im Jahr 2014, bei dem die Kapsel zum ersten Mal ins All flog. Der Flug war erfolgreich und das Startabbruchsystem funktionierte wie geplant.

Start der umfunktionierten 1. Stufe der Peacekeeper Rakete mit einer einer Orion Testkapsel und einem voll funktionsfähigen Launch Abort System (LAS) am 2. Juli 2019 von der Startrampe 46 der Cape Canaveral Air Force Station in Florida zur Mission Ascent Abort-2 (AA-2). Bei dieser Mission wurde ein Startabbruch während des Aufstiegs der Rakete durchgeführt. Der Flugtest hat bewiesen, dass das Abbruchsystem die Besatzung im unwahrscheinlichen Fall eines Notfalls während des Aufstiegs in Sicherheit bringen kann. Foto: NASA

Die europäische Weltraumagentur ESA liefert einen zentralen Teil des Raumschiffs, das Europäische Servicemodul (ESM), das für Antrieb, Klimatisierung und die Versorgung mit Strom, Wasser und Atemluft sorgt, und möchte im „Tausch“ auch europäische Astronauten mitfliegen lassen. Das Modul wird bei Airbus Defence and Space (ehemals Astrium) in Bremen gebaut und basiert technisch auf dem zuvor dort hergestellten Raumfrachter Automated Transfer Vehicle (ATV). Im November 2015 traf das erste Testmodul aus Europa mit einer Antonow An-124 in den USA ein.

Im Juni 2015 wurde bekannt, dass die NASA der ESA eines der Space-Shuttle-Orbital Maneuvering System (OMS) zur Weiterverwendung im EM-1-Servicemodul zur Verfügung stellt. Dieses OMS war zuvor bereits bei 19 Shuttle-Missionen eingesetzt worden. Es wurde 2017 über den Einsatz von bis zu vier derartigen Einheiten verhandelt.

Anfang November 2018 wurde dann das Servicemodul für den ersten Mondflug (EM-1) des Orion-Raumschiffs von Bremen zum Kennedy Space Center/USA geflogen.

Space Launch System


Das Space Launch System ist eine im Auftrag der NASA entwickelte Trägerrakete zur bemannten Erforschung des Weltraums über einen niedrigen Erdorbit hinaus. Der erste unbemannte Start war für November 2021 geplant, kann in diesem Jahr jedoch nicht mehr stattfinden. Ein erster bemannter Start ist für 2023 vorgesehen. Technologisch baut die Rakete auf den nie realisierten Plänen der Ares-V-Rakete im Rahmen des Constellation-Programms auf. Basis der Entwicklung sind die Haupttriebwerke, die Feststoffbooster und der Außentank des 2011 beendeten Space-Shuttle-Programms.

Nach dem Ende der bemannten Mondmissionen im Rahmen des Apollo-Programms Anfang der 1970er Jahre hatte sich die NASA wieder auf bemannte Einsätze im niedrigen Erdorbit konzentriert und das Space Shuttle entwickelt, das mit der Columbia am 12. April 1981 erstmals in den Weltraum startete. Als genau diese Raumfähre am 1. Februar 2003, beim Wiedereintritt in die Atmosphäre zerbrach, gab es erneut ein Umdenken bei der NASA und der US-Regierung. Das Shuttle galt mittlerweile als veraltet und zu teuer. So kündigte US-Präsident George W. Bush Anfang 2004 das Ende des Shuttle-Programms nach der Fertigstellung der Internationalen Raumstation (ISS) im Jahr 2010 an. Außerdem verkündete er im Rahmen der Initiative Vision for Space Exploration (VSE; deutsch „Vision für Weltraumerforschung“) die Entwicklung neuer Raketen und eines Raumschiffs zur Rückkehr
zum Mond und letztendlich Flüge bis zum Mars an.

Aus dieser Vision entwickelte sich dann das Constellation-Programm mit der bemannten Ares-I-Rakete und dem Orion-Raumschiff sowie der Schwerlastrakete Ares V. Das ganze Projekt litt von Beginn an unter Schwierigkeiten bei der Finanzierung und wurde im Jahr 2010 vom neuen US-Präsidenten Barack Obama wieder eingestellt. Als Kompromiss sollte lediglich das Orion-Raumschiff erhalten und weiterentwickelt werden.

Der Widerstand gegen die Einstellung des Constellation-Programms wurde größer, und im Sommer 2011 beauftragte der US-Kongress die NASA mit dem Bau einer neuen Schwerlastrakete. Diese jetzt Space Launch System genannte Rakete sollte ihren noch unbemannten Erstflug im Jahr 2017 absolvieren. Ein erster bemannter Start war für 2021 vorgesehen. Die Rakete soll aus Technologien des Space Shuttles und den Planungen der Ares-V-Rakete entwickelt werden.

Das SLS soll über mehrere Schritte zu einer Schwerlastrakete mit einer Kapazität von ca. 130 Tonnen Nutzlast in eine niedrige Umlaufbahn entwickelt werden. Als Erstes soll die Block 1 genannte Version zum Einsatz kommen. Mit Rettungsrakete an ihrer Spitze ist diese Kombination zusammen 98 Meter hoch und wiegt beim Start etwa 2500 Tonnen. Die Nutzlastkapazität des Trägers beträgt 95 Tonnen für eine erdnahe Umlaufbahn (LEO) beziehungsweise 26 Tonnen zum Mond. Sie soll das Orion-Raumschiff in eine Mondumlaufbahn befördern können.

Entwicklungsstufen des Space Launch Systems (SLS). Grafik: NASA
Explosionszeichnung der Block-1-Version (bemannt). Grafik: NASA/MSFC

Die Block 1B genannte Variante soll über eine stärkere Oberstufe (Nutzlast von 130 Tonnen LEO bzw. 45 Tonnen zum Mond) verfügen und sowohl das Orion-Raumschiff als auch unbemannte Nutzlasten wie Planetensonden befördern können.

Mit neuen und verstärkten Boostern soll die Rakete mit der Bezeichnung Block 2 später ihre maximale Nutzlastkapazität erreichen und größere Bestandteile für Asteroiden- und/oder Marsmissionen ins All befördern können.

Explosionszeichnung der Block-2-Version (unbemannt). Grafik: NASA/MSFC

Ob Block 1B und Block 2 tatsächlich realisiert werden, ist wegen der Verspätungen und entsprechend ausufernder Kosten im SLS-Programm ungewiss. Die US-Regierung unter Donald Trump wollte den Zeitplan in den Griff bekommen, indem sie privat betriebene und wiederverwendbare Trägerraketen bevorzugte. Die Aufgabe der SLS könnte auf die Beförderung des bemannten Orion-Raumschiff in eine Mondumlaufbahn beschränkt werden, wofür Block 1 ausreicht. Die Entwicklung der für Block 1B und 2 benötigten stärkeren Oberstufe wurde 2018 eingefroren, 2020 allerdings wieder aufgenommen.

Die Block-1- und Block-1B-Varianten sollen beim Start zwei von den Space-Shuttle-Feststoffraketen abgeleitete, modernisierte Booster verwenden. Die Booster sollen aus fünf anstatt der beim Space Shuttle eingesetzten vier Segmenten bestehen. Die beiden Booster sind seitlich an der ersten Stufe angebracht und sollen – anders als beim Space-Shuttle-Programm – nicht wiederverwendet werden.

Bei der Block-1-Variante dient eine leicht abgeänderte zweite Stufe DCSS (Delta Cryogenic Second Stage) der Delta-IV-Rakete unter dem Namen ICPS (Interim Cryogenic Propulsion Stage) als Oberstufe. Bei den Varianten Block 1B und Block 2 soll eine leistungsfähigere Oberstufe namens EUS (Exploration Upper Stage) zum Einsatz kommen. Diese Oberstufe hat denselben Durchmesser wie die erste Stufe und soll vier wiederzündbare RL-10-Triebwerke verwenden.

Das SLS ist im Vergleich mit der bisher stärksten Rakete – der Falcon Heavy – so leistungsfähig, dass es größere und schwerere Raumsonden auf eine Transferbahn zu den Gasplaneten usw. bringen kann, je nach Ziel auch Raumsonden derselben Masse ohne missionsverlängernde Swing-by-Manöver.

Im Laufe des Jahres 2019 wurde die erste Stufe des ersten Raketenexemplar zusammengebaut, welches für den Start der Mission Artemis 1 vorgesehen ist. Anschließend wurde die Erststufe für einen achtminütigen Testlauf zum Stennis Space Center gebracht. Der Test fand nach einem weiteren Jahr an Vorbereitungen am 16. Januar 2021 statt, brach aber wegen eines Hydraulikproblems im Zusammenhang mit der Schubvektorsteuerung nach nur 67 Sekunden ab. Am 18. März 2021 wurde der Test erfolgreich wiederholt und die erste Stufe feuerte für 8 Minuten und 19 Sekunden.

Der erste Start des SLS soll im Rahmen des Artemis-1 Projekts im Februar 2022 stattfinden.

Lunar Orbital Platform-Gateway


Der Lunar Orbital Platform-Gateway (LOP-G), früher als Deep Space Gateway (DSG) bezeichnet, ist eine geplante Raumstation von NASA, ESA, JAXA und CSA.

Der LOP-G soll den Mond umkreisen und – anders als die ISS – nicht durchgängig besetzt sein. Im Rahmen des Artemis-Programms soll es ab Mitte der 2020er Jahre als Zwischenstation für bemannte Missionen zum Mond dienen und Technologien für spätere bemannte Marsmissionen erproben.

Geplant ist eine Bahnebene fast senkrecht zur Verbindungslinie Erde-Mond. Dadurch wäre eine dauerhafte Sicht- und Funkverbindung zu Bodenstationen auf der Erde möglich.

Das erste Modul der Raumstation – das Power and Propulsion Module (PPE) – soll Solarzellen zur Stromversorgung sowie Triebwerke beinhalten. Es soll im Jahr 2024 oder 2025 zusammen mit einem provisorischen kleinen Wohnmodul auf Basis des Cygnus-Raumschiffs („Habitation and Logistics Outpost“, HALO, auch „Utilization Module“ oder „Minimal Habitation Module“, MHM) in eine Mondumlaufbahn gebracht werden. Als Drittes soll ein temporäres Logistikmodul in Form eines Dragon-XL-Raumfrachters hinzukommen, der jeweils 6–12 Monate lang am Gateway andockt. Schließlich soll als vierte Komponente ein größeres Wohnmodul angekoppelt werden, um längere Aufenthalte in der Station zu ermöglichen.

Im März 2017 veröffentlichte die NASA einen Zeitplan zum Aufbau und zur Nutzung des Lunar Orbital Platform-Gateways, das mit einem bemannten Flug zum Mars endet. In diesem Plan sollten vor allem Flüge der Rakete SLS (Space Launch System) mit Orion-Raumschiffen eingesetzt werden, um zusätzlich die Module zur Station bringen.

Außerdem sah die damalige Planung vor, im Jahr 2026 eine Luftschleuse zu installieren und dort mit einem unbemannten Flug Deep Space Transport (DST) anzudocken, ein wiederverwendbares Raumschiff mit chemischem Raketentriebwerk und Ionenantrieb. Danach sollte ein bemannter Flug folgen und die Crew soll über ein halbes Jahr in der Station verbringen. Nach einer Mission, um den Treibstoff und Vorräte aufzufüllen, sollte dann ab 2028 eine Besatzung etwa ein Jahr im DST leben. Um die Unabhängigkeit vom Rest der Station zu demonstrieren, sollte der DST möglicherweise abgekoppelt werden und erst zum Abschluss der Mission zum Lunar Orbital Platform-Gateway zurückkehren. Nach einer weiteren Versorgungsmission war dann geplant, mit einer vierköpfigen Crew zum Mars zu fliegen und in einen Marsorbit einzutreten. Später sollte der DST dann zurück zum Lunar Orbital Platform-Gateway fliegen. Diese Mission war vorläufig für 2030 oder später geplant.

Im Rahmen des Artemis-Programms wurde diese Planung 2019 überarbeitet. An dem Ziel von bemannten Marsflügen in den 2030ern wird aber weiter festgehalten.

Der ehemalige NASA-Leiter Mike Griffin bezeichnete es als „dumm“, den Gateway zu bauen, bevor Astronauten auf dem Mond landen. Der Gateway werde dafür nicht benötigt. Der Apollo-11-Astronaut Buzz Aldrin sprach sich generell gegen das Gateway-Konzept aus.

30 Jahre AUSTROMIR-91


Vor 30 Jahren, am 2. Oktober 1991 startete Sojus TM-13 mit dem Österreicher Dipl. Ing. Franz Viehböck vom Weltraumbahnhof Baikonur zur Raumstation MIR. Er war damit der erste und bislang einzige Österreicher, der in den Weltraum geflogen ist. Aber wie ist es eigentlich zu diesem bemannten Weltraumflug mit einem Österreicher gekommen?

Im Juli 1987 besucht der Vorsitzende des Ministerrates der UdSSR, N. I. Ryshkow, Österreich und unterbreitet der damaligen Bundesregierung in Wien den Vorschlag zur Durchführung eines gemeinsamen bemannten Weltraumfluges zur Raumstation MIR.

Im Rahmen eines Expertentreffens im Oktober 1987 in Moskau wurden die Möglichkeiten der Realisierung des Fluges zu für beide Seiten akzeptablen Bedingungen besprochen. Am 5. April 1988 erfolgte die Beschlussfassung der österreichischen Bundesregierung über den Flug eines Österreichers mit der Raumstation MIR und gleichzeitig erfolgte eine öffentliche Ausschreibung für Kosmonautenkandidaten und Experimentvorschläge.

Die beiden Regierungschefs F. Vranitzky und N. I. Ryshkow unterzeichneten am 11. Oktober 1988 das Abkommen über den Flug eines österreichischen Kosmonauten mit der Raumstation MIR. Zwischen Mai 1989 und Oktober 1989 wurden in insgesamt 3 Auswahlverfahren die Kosmonautenkandidaten selektiert. Die beiden Österreicher, die zur Ausbildung ins Sternenstädtchen zugelassen wurden, waren Dr. Clemens Lothaller und Dipl. Ing. Franz Viehböck. Einer der beiden wird also unser erster Mann im All werden. Im Jänner 1990 begannen die beiden ihre Ausbildung im Sternenstädtchen.

Im März 1991 werden die Trainingsmodelle der inzwischen fertiggestellten wissenschaftlichen Geräte an die UdSSR, zwecks Verwendung bei der Ausbildung der Kosmonauten, geliefert. Im Mai 1991 wird von österreichischer Seite beschlossen, Dipl. Ing. Franz Viehböck als ersten Kandidaten für den Raumflug in der internationalen Mannschaft zu nominieren, Dr. Clemens Lothaller wird der Reservemannschaft zugeteilt. Gleichzeitig mit der Nominierung von Dipl. Ing. Franz Viehböck als erster Österreicher im All werden die Flugmodelle, die der erste österreichische Kosmonaut bei den Experimenten an Bord der Raumstation MIR verwenden wird, an die UdSSR geliefert, diese wurden am 21. August 1991 mit dem Frachtraumschiff PROGRESS M-9 zur Raumstation MIR gebracht, wo sie von den beiden Kosmonauten Oberst Anatoli Arzebarskij und dem Wissenschaftsingenieur Sergej Krikaljow am 23. August 1991 nach dem erfolgreichen Andocken an die MIR empfangen, ausgepackt, montiert und getestet wurden. Die in den Experimenten LOGION und MIGMAS verwendete Ionenpumpe mußte sofort an die Bordversorgung angeschlossen werden, damit das für die Experimente nötige Vakuum erhalten blieb.

Die Mannschaft von Austromir 91: Franz Viehböck, Alexandr A. Volkov, Toktar O. Aubakirov. Foto: BMBWK, Wien

Am 2. Oktober 1991 startete Sojus TM-13 mit den 3 Kosmonauten A. A. Volkov (Kommandant), T. O. Aubakirow (Bordingenieur) und Dipl. Ing. Franz Viehböck (Wissenschaftskosmonaut) zur Raumstation MIR zur ersten österreichischen Weltraummission AUSTROMIR-91.

Der Start von Sojus TM-13 mit Franz Viehböck. Foto: BMBWK, Wien

Am selben Tag brachte die Frau von Franz Viehböck, Vesna, im Krankenhaus Wiener Neustadt ihre Tochter Carina Marie zur Welt. So weit waren die Eltern bei der Geburt ihres Kindes noch nie voneinander entfernt.

Die Tage auf der Raumstation MIR waren sehr arbeitsintensiv, da sehr viele Experimente auf dem Programm standen.

Die Besatzung der MIR während der AUSTROMIR 91 Mission. Foto: BMBWK, Wien

Die Landung der gemischten sowjetisch-österreichischen Mannschaft, diesmal nicht mit A. A. Volkov, da er länger auf der Raumstation MIR blieb, sondern mit Anatoli Arzebarskij, erfolgte mit Sojus TM-12 am 10. Oktober 1991 um 5:12 Uhr MEZ bei Arkalik in Kasachstan. Alle Kosmonauten waren nach der Landung wohlauf.

Die Experimente:

Die 15 Experimente, die in der Raumstation MIR ausgeführt wurden, lassen sich den Bereichen Medizin und Physiologie (9), Physiologie und Kommunikation (1), Physik und Materialforschung (2), Fernerkundung (1), zentrale Datenverarbeitung (1), Telekommunikation (1) und Kunst (1) zuordnen. Für einige der Experimente waren mehrere Apparaturen notwendig. Andererseits griffen auch mehrere Experimente auf gemeinsame Apparaturen zu, auch solche, die bereits von anderen Herstellern auf der Raumstation eingesetzt waren.

Mit Ausnahme des Dosimeterpakets DOSIMIR, der „symbolischen“ Gegenstände und des österreichischen Gastmahls, die gemeinsam mit der Mannschaft an Bord von SOJUS TM-13 zur Raumstation gebracht wurden, erfolgte der Gerätetransport mit Hilfe des Frachttransporters PROGRESS M-9. Für das Kunstprojekt AREMIR waren keine Apparaturen in der Raumstation notwendig, für die VIDEOMIR-Einsätze gab es bereits Kameras an Bord der MIR. 2 Projekte der wissenschaftlichen Nutzlast konnten nicht realisiert werden: ALOIS (Austrian Low Orbiting Ionospheric Satellite) und BRILLOMIR.

Alles in allem kann nach 30 Jahren gesagt werden, dass AUSTROMIR-91 ein voller Erfolg für Österreich war. Leider wurde es verabsäumt an diesen Erfolg anzuknüpfen, so könnte es einmal passieren, dass wir unseren Enkeln erzählen müssen, Dipl. Ing. Franz Viehböck, bis heute unser „einziger Mann im All“.

Weitere Informationen und viele Fotos zum AUSTROMIR-91 Projekt finden Sie unter: „www.austromir.at“

40 Jahre STS-1


Vor 40 Jahren, am 12. April 1981 – dem 20. Jahrestag des ersten bemannten Raumfluges von Wostok 1 – startete mit STS-1 (Space Transportation System) das Space Shuttle Columbia vom Startkomplex-39A (LC-39A) des Kennedy Space Centers in Florida zu seinem ersten Weltraumflug. Dies war der erste Weltraumflug eines wiederverwendbaren Raumfahrzeugs.

Das Hauptziel dieses Fluges war die Überprüfung des gesamten Flugsystems. Im Gegensatz zu den vorhergehenden bemannten Raumfahrtprojekten Mercury, Gemini und Apollo, bei denen mindestens ein unbemannter Testflug durchgeführt wurde, hat man beim Space Shuttle darauf verzichtet. Zwar wurden viele Systeme zuvor einzeln überprüft, aber es gab keinen Flug, bei dem das Zusammenspiel aller Systeme getestet wurde. So stellte dieser erste Space-Shuttle-Flug ein Novum in der bemannten Raumfahrt dar und bedeutete gleichzeitig ein erhöhtes Risiko.

Die einzige Nutzlast dieser Mission war ein Flugüberwachungssystem DFI (Development Flight Instrumentation), bestehend aus Sensoren und Messinstrumenten, sowie drei Datenaufzeichnungsrekordern, mit einer Bandkapazität von jeweils sechs Stunden, um Daten über den technischen Zustand der Raumfähre und aller entscheidenden Flugabschnitte aufzuzeichnen.

Erster großer Test dieser Mission in der Umlaufbahn war die Funktionstüchtigkeit der beiden 15 Meter langen Tore, die die Ladebucht verschließen. Robert L. Crippen konnte eineinhalb Stunden nach dem Start die Nutzlastbuchttüren problemlos öffnen. Sowohl am zweiten Flugtag, als auch am dritten Flugtag standen außerdem umfangreiche Tests der Lageregelungstriebwerke (Reaction Control System, kurz RCS) auf dem Programm. Der Orbiter ist mit insgesamt 38 dieser RCS-Düsen ausgestattet.

Am 14. April nach dem Frühstück begann die Crew mit den Landevorbereitungen. Alles nicht Erforderliche wurde wieder verstaut, die Cockpitsysteme wurden überprüft, überflüssige Geräte abgeschaltet und die Tore der Ladebucht der Columbia geschlossen.

Danach leitete Kommandant Young den Landevorgang ein. Am 14. April 1981, um 18:21 UTC, setzte die Columbia schließlich mit einer Geschwindigkeit von 352 Kilometern pro Stunde mit dem Hauptfahrwerk auf der Landebahn 23 der Edwards Air Force Base in Kalifornien auf. 944 Meter und zehn Sekunden später setzte das Bugrad auf. Nach 2.741 Metern kam die Columbia eine Minute später zum Stehen.

Eine eingehende Inspektion nach der Landung ergab, dass während des Fluges 247 der rund 31.000 Hitzeschutzkacheln beschädigt wurden. Die meisten Defekte an der Unterseite waren durch hochgeschleuderte Steinchen auf der Piste verursacht worden. 16 Stück waren sogar abgefallen.

Zur Vorbereitung für ihren nächsten Flug wurde die Columbia zwei Wochen später mit Hilfe einer umgebauten Boeing 747, dem Shuttle Carrier Aircraft, zurück nach Florida geflogen, wo sie am 21. April 1981 eintraf.

Die NASA bezeichnet STS-1 noch heute als den „kühnsten Testflug der Geschichte“ (“the boldest test flight in history”).

Logo STS-1. Grafik: NASA

John W. Young (links) und Robert L. Crippen. Foto: NASA

Die Raumfähre Columbia auf der Startrampe 39A in der Nacht vor dem Erstflug. Foto: NASA

Der Start der Raumfähre Columbia am 12. April 1981. Foto: NASA

Die Raumfähre Columbia beim Landeanflug auf die Luftwaffenbasis Edwards am 14. April 1981. Foto: NASA

Landung der Raumfähre Columbia. Foto: NASA

Die Raumfähre Columbia kehrt auf einer Boeing 747 nach Florida zurück. Foto: NASA

60 Jahre erster bemannter Raumflug


Vor 60 Jahren, am 12. April 1961, um 9:07 Uhr Moskauer Zeit, startete Juri Gagarin mit Wostok 1 zum ersten bemannten Weltraumflug. Damit flog erstmals ein Mensch in den Weltraum und die sowjetische Raumfahrt hatte auch diesmal das Rennen gewonnen, wie auch mit dem ersten Satelliten im Weltall, Sputnik 1.

Juri Alexeyewich Gagarin wurde am 9. März 1934 in Klushino, einer Kleinstadt 160 km westlich von Moskau geboren. Während seiner Schulzeit war sein größter Traum, Pilot zu werden. Sein Wunsch erfüllte sich schließlich und 1955 führte er seinen ersten Soloflug durch. 1959 begann für Juri A. Gagarin und 19 weiteren Personen die Kosmonautenausbildung. Einige dieser Kosmonautenanwärter führten aber nie einen bemannten Flug durch.

Im Frühjahr 1959 lagen die Konstruktionszeichnungen des Raumschiffs vor, im Sommer war die Technologie ausgearbeitet, und im Herbst begann die Montage der ersten Wostok. In den folgenden Monaten erfolgten verschiedene Systemtests und am 15. Mai 1960 erfolgte der Start des ersten unbemannten Prototyps Wostok-A. Der Start verlief wie geplant, der Flug verlief völlig normal, bis zum 64. Erdumlauf. Vom Boden kam das Signal zum Einschalten des Bremstriebwerks und zur Trennung von Rückkehr- und Geräteteil.

Doch anstatt auf die berechnete Abstiegsbahn zu gelangen, stieg das Raumschiff auf eine höhere Umlaufbahn.

Das Orientierungssystem, das für die exakte Ausrichtung der Kapsel im Augenblick der Triebwerkszündung verantwortlich ist, hatte versagt. Am 19. August 1960 erfolgte ein zweiter Versuch, mit den Hunden Bjelka und Strelka. Dieser Flug war erfolgreich. Der nächste Start einer Wostok, am 1. Dezember 1960 war wieder ein Mißerfolg, da die Rückkehrkapsel wegen eines zu steilen Wiedereintrittswinkels bei der Landung in der Erdatmosphäre verglühte.

Doch die letzten beiden, für den 9. März und 25. März 1961 angesetzten Testflüge über je eine Erdumkreisung mit anschließender Bergung verlaufen erfolgreich. Die am 11. Jänner 1960 ausgewählten sechs Kosmonautenanwärter sind Zeuge der Generalprobe.

Die Vorbereitungen für den ersten bemannten Wostok Start beginnen am 11. April, um 5 Uhr morgens Moskauer Zeit wird die Trägerrakete mit Wostok 1 zum Startplatz am Kosmodrom Baikonur gebracht. Um halb sechs Uhr des 12. April 1961 ist für Juri Gagarin und seinem Ersatzmann German Titow die Nacht zu Ende. Eineinhalb Stunden später steht Gagarin bereits am Fuß der Rakete, die ihn als ersten Menschen in den Weltraum bringen soll. Es ist 7:10 Uhr Moskauer Zeit als Gagarin mit dem Aufzug zur fast 40 m hohen Rakete empor fährt. Knapp 2 Stunden später soll dann der Start erfolgen.

Es ist 9:07 Moskauer Zeit. Die 38,4 m hohe und fast 300 t schwere dreistufige Wostok 1 hebt zum ersten bemannten Weltraumflug mit Juri A. Gagarin an Bord ab. 119 Sekunden später trennen sich die Erststufenblocks vom Zentralkörper, nach 300 Sekunden ist die zweite Stufe ausgebrannt, und in der 676 Sekunde hat das erste bemannte Raumschiff den Anfang seiner Umlaufbahn erreicht.

Nach einem Erdumlauf, um 10:15 Uhr Moskauer Zeit beginnt die Lageorientierung für die Rückkehr und 10 Minuten später wird das Bremstriebwerk für den Wiedereintritt gezündet. Die Landung erfolgte 108 Minuten später in der Saratov Region, 26 km südwestlich der Stadt Engels, wobei Gagarin und die Wostok 1 Kapsel getrennt am Fallschirm landeten.

Ein weiterer Nachteil der Wostok Kapsel gegenüber der amerikanischen Mercury Kapsel war, daß diese im Weltraum nicht von Hand gesteuert werden konnte.

Juri Gagarin stürzte nur ein Jahr, nachdem er 1967 aus dem Raumfahrtprogramm ausschied, am 27. März 1968 während eines Trainingsflugs ab und starb. Die Umstände des Unglücks, bei dem auch sein Fluglehrer umkam, sind bis heute nicht genau geklärt.

Juri Alexeyewich Gagarin in seinem Raumanzug. Foto: Archiv

Juri A. Gagarin im Bus auf dem Weg zum Start. Im Hintergrund ist sein Ersatzmann German Titov zu sehen. Foto: Archiv

Juri A. Gagarin in der Wostok-Kapsel kurz vor dem Start. Foto: Archiv

Der Start von Wostok-1 am 12. April 1961. Foto: Archiv

Der Rückkehrteil der Wostok-Kapsel ohne Juri A. Gagarin. Dieser landete getrennt mit dem Fallschirm. Foto: Archiv

Reise zur Internationalen Raumstation (ISS)


In dieser dreiteiligen Dokumentation der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) wird die Reise der Sojus zur Internationalen Raumstation (ISS) vom Start in Baikonur, über das Andocken an die ISS, das Abkoppeln bis Landung eindrucksvoll dokumentiert.

Teil 1: Der Start von Sojus
Teil 2: Sojus Rendezvous und Andocken
Teil 3: Abkoppeln, Wiedereintritt und Landung von Sojus

Die Videos sind in englischer Sprache mit deutschen Untertitel. In den Einstellungen aller drei Videos können die Untertitel auf viele weitere Sprachen geändert werden (Englisch, Französisch, Russisch, Italienisch, Griechisch). Bei Teil 2 gibt es zusätzlich Untertitel für Spanisch und bei Teil 3 neben Spanisch noch zusätzlich Untertitel in Rumänisch.

Teil 1: Der Start von Sojus

Das erste Video beantwortet folgende Fragen: Was sind die Teile der Sojus-Rakete? Was sind die einzelnen Etappen der Sojus Rakete bis in die Umlaufbahn? Wie läuft die Startsequenz ab?

Dieses Video ist eine gemeinsame Produktion von ESA´s Human Spaceflight & Operation Astronaut Training Division & Promotion Office. Copyright: European Space Agency (ESA) und seiner Partner
Teil 2: Sojus Rendezvous und Andocken

Das zweite Video folgt der Sojus-Kapsel von der Erdumlaufbahn bis zum Andocken an die Raumstation. Mit Interviews mit den ESA-Astronauten Luca Parmitano, Frank De Winne und Paolo Nespoli, sowie einer Einführung von Alexander Gerst, enthält es einzigartiges Filmmaterial aus dem Sojus-Raumschiff.

Dieses Video ist eine gemeinsame Produktion von ESA´s Human Spaceflight and Operations Astronaut Training Division in Köln, Deutschland, in Zusammenarbeit mit dem Human Spaceflight and Operations Strategic Planning and Outreach Office in Noordwijk, Niederlande. Copyright: European Space Agency (ESA) und seiner Partner
Teil 3: Abkoppeln, Wiedereintritt und Landung von Sojus

Das dritte Video beantwortet folgende Fragen: Wie kehren die Astronauten von der Internationalen Raumstation zur Erde zurück? Wie fühlt es sich an, wieder in die Atmosphäre einzutreten? Wie funktioniert die Sojus-Kapsel?

Dieses Video ist eine gemeinsame Produktion von ESA´s Human Spaceflight and Operations Astronaut Training Division in Köln, Deutschland, in Zusammenarbeit mit dem Human Spaceflight and Operations Strategic Planning and Outreach Office in Noordwijk, Niederlande, mit spezieller Unterstützung von Roskosmos. Copyright: European Space Agency (ESA) und seiner Partner

ESA beauftragt Startup mit der weltweit ersten Mission zur Entfernung von Weltraummüll


Die ESA hat mit einem Industriekonsortium unter Leitung des Schweizer Startups ClearSpace SA einen Vertrag über 86 Millionen Euro für eine besondere Dienstleistung unterzeichnet: Zum ersten Mal in der Raumfahrtgeschichte soll ein Stück Weltraumschrott aktiv aus der Erdumlaufbahn entfernt werden.

ClearSpace wird im Jahr 2025 die erste aktive Mission zur Entfernung von Weltraummüll, ClearSpace-1, starten, um den oberen Teil eines VESPA (Vega Secondary Payload Adapter), der mit dem europäischen Vega-Trägerrakete verwendet wurde, einzusammeln und zum Wiedereintritt zu bringen. Dieses Objekt wurde nach dem zweiten Flug von Vega im Jahr 2013 den Vorschriften zum Abbau von Weltraummüll entsprechend in einer für die Entsorgung vorgesehenen Erdumlaufbahn von ca. 801 km bis 664 km Höhe zurückgelassen. 

Mit seinen Greifarmen soll der Jäger ClearSpace-1 defekte Satelliten und größere Trümmer einsammeln und aus der Erdumlaufbahn entfernen, um die Gefahr weiterer Kollisionen und das Risiko für aktive Satelliten zu verringern.

Die ClearSpace-1 soll mithilfe massiver Greifarme nutzlosen Weltraummüll aus der Atmosphäre befördern. Die Beseitigung des Vespa-Adapters der 2013 gestarteten ESA-Trägerrakete Vega soll die erste von vielen zukünftigen Entsorgungsmissionen sein. Illustration: ClearSpace SA

ClearSpace-1 soll sich dabei dem Schrottteil nähern, es mit seinen Roboterarmen einfangen und in eine sehr niedrige Umlaufbahn bringen, von wo aus beide innerhalb kurzer Zeit in der Atmosphäre verglühen sollen. Das ist der Plan.

Wenn alles klappt, könnte das der Start zu einem Multi-Milliarden-Business werden, bei dem die ESA-Anschubfinanzierung im Vergleich winzig wirken würde. 

Denn seit 1957, als der erste Satellit Sputnik startete, hat es rund 200 nachgewiesene Explosionen und Kollisionen im Weltraum gegeben. Übrig geblieben sind davon über 700.000 Objekte, die größer als ein Zentimeter sind. Immerhin rund 13.000 messen mehr als fünf Zentimeter. Experten gehen zudem davon aus, dass 170 Millionen Objekte herumschwirren, die größer als einen Millimeter sind.

Mit einer Masse von 112 kg ist das VESPA-Zielobjekt von ClearSpace-1 in etwa so groß wie ein Kleinsatellit und aufgrund seiner relativ einfachen Form und seiner robuster Konstruktion ein geeignetes erstes Ziel, bevor Folgemissionen größere, kompliziertere Beseitigungen vornehmen und schließlich auch mehrerer Objekte auf einmal beseitigt werden.

Der Vega Secondary Payload Adapter, kurz VESPA, ist Teil des Vega-Raketensystems, eine Mission der ehemaligen Sowjetunion aus dem Jahre 1986. ClearSpace-1 soll dieses Objekt aus der Erdumlaufbahn befördern. Grafik: ESA

Aktuell gibt es fast 2.000 aktive und mehr als 3.000 ausgefallene Satelliten im Weltraum. Die Zahl der Satelliten wird in den kommenden Jahren noch deutlich ansteigen, wenn Unternehmen wie Oneweb, SpaceX oder Amazon ihre eigenen Konstellationen für Satelliteninternet aufbauen und sich viele Staaten schon jetzt für Militärprojekte im All wappnen.

Experten warnen seit einiger Zeit vor diesen Megakonstellationen, die zur Bedrohung für andere Raumfahrzeuge werden können. Die Internationale Raumstation ISS und auch Satelliten zeigen bereits Spuren von Kollisionen. Selbst wenn ab sofort keine Starts ins All mehr erfolgen würden, würde das Problem laut ESA wegen Zusammenstoßen von Satelliten immer noch größer werden.

BepiColombo fliegt auf dem Weg zum Merkur an der Venus vorbei


Die BepiColombo-Mission der ESA und JAXA hat heute den ersten von zwei erforderlichen Vorbeiflügen an der Venus absolviert, um die Sonde auf Kurs zum Merkur zu bringen – dem innersten Planeten unseres Sonnensystems.

Um 05:58 Uhr MESZ erreichte BepiColombo dabei mit einer Entfernung von 10.720 km den kürzesten Abstand zur Planetenoberfläche.

Die am 20. Oktober 2018 gestartete Raumsonde benötigt insgesamt neun Vorbeiflüge – einen an der Erde, zwei an der Venus und sechs am Merkur, bevor sie 2025 schließlich in ihre Umlaufbahn eintritt. Während des Vorbeiflugs wurde die Gravitation des Planeten genutzt, um die Geschwindigkeit und Flugbahn der Raumsonde anzupassen. Sie hilft außerdem BepiColombo und seinem solarelektrischen Antriebssystem, gegen die starke Anziehungskraft der Sonne in eine Merkur-Umlaufbahn zu steuern.

Die Venus aus der Sicht von BepiColombo. Foto: ESA/BepiColombo/MTM, CC BY-SA 3.0 IGO

Neue Toilette für die Internationale Raumstation (ISS)


Die Internationale Raumstation (ISS) bekommt eine neue Toilette, die besonders Astronautinnen mehr Platz zum Urinieren bieten soll. Das neue WC verfüge über eine innovative Form, einen geneigteren Sitz und neu gestaltete Trichter, wie es von der NASA heißt.

Seit Jahrzehnten hatte die NASA kein neues WC mehr angeschafft, da eine Toilette heute aus Titan besteht und rund 23 Millionen US-Dollar (rund 20 Mio. Euro) kostet. Das neue Klo wurde gestern auf ein Frachtschiff verpackt, das von Wallops Island im US-Bundesstaat Virginia abhob.

Die neue Weltraumtoilette Universal Waste Management System (UWMS) für die Internationale Raumstation (ISS). Foto: NASA

Die Toilette wiegt kaum 45 Kilogramm und ist nur 71 Zentimeter groß. Klein muss sie deshalb sein, um in die NASA-Orion-Kapseln zu passen, die in einigen Jahren Astronauten und Astronautinnen zum Mond bringen sollen. Bis dahin sollen die derzeitigen Bewohnerinnen und Bewohner der ISS das Klo eine Zeit lang ausprobieren. Wenn die Probe gut verläuft, darf die Toilette auch zum Mond fliegen.

Doch auch das bisherige WC soll erhalten bleiben, jedoch eher von Männern genutzt werden, für die es auch gebaut wurde. Die neue Toilette sei aber dennoch für Frauen und Männer von Vorteil, sagte Melissa McKinley, Projektleiterin des Weltraum-WCs, da es für das Verrichten der „Nummer zwei“ angenehmer sei. Ein Weltraumklo zu designen, sei zudem ein wichtiges Thema, so McKinley: „Ein Chaos aufzuräumen ist eine große Sache. Wir wollen keine Fehlschüsse oder Fluchtversuche.“

Im Weltraum auf die Toilette zu gehen, mag einfach klingen, aber „manchmal werden die einfachen Dinge ohne Schwerkraft sehr schwierig“, kommentierte Mike Hopkins, ein NASA-Astronaut und Kommandant der zweiten SpaceX-Crew, der am 31. Oktober vom Kennedy Space Center starten soll.

Wie schon bei früheren Weltraumtoiletten erfolgt die Entsorgung nicht durch Wasser und Schwerkraft, sondern durch Luftansaugung. Der von der Toilette gesammelte Urin wird in das seit Langem bestehende Recyclingsystem der NASA geleitet, um Wasser zum Trinken und Kochen zu produzieren.