Erster bemannter SpaceX-Flug zur ISS gestartet


Nach knapp neunjähriger Pause sind erstmals wieder Astronauten von den USA aus in den Weltraum gestartet. Die US-Raumfahrer Robert Behnken und Douglas Hurley sind am Samstag, dem 30. Mai 2020, um 21:22 Uhr MESZ, in einer „Crew Dragon“-Raumkapsel mit einer „Falcon 9“-Rakete vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral zur Internationalen Raumstation ISS aufgebrochen.

Die „Falcon 9“-Rakete mit den NASA-Astronauten Douglas Hurley und Robert Behnken in der Besatzungskapsel der Dragon hebt von der Startrampe 39-A im Kennedy Space Center ab. Foto: NASA

Es war bereits der zweite Startversuch, nachdem der erste am Mittwoch dem 27. Mai, wenige Minuten vor dem Start, wegen Wetterproblemen abgebrochen werden musste.

Einige Minuten nach dem Start landete die erste Stufe der „Falcon 9“-Rakete erfolgreich aufrecht auf der unbemannten Landeplattform „Of Course I Still Love You“ (auf Deutsch etwa: Natürlich liebe ich dich noch), einem Spezialschiff zur kontrollierten Landung wiederverwendbarer Raketenstufen und deren Rücktransport, vor der US-Küste, wie das private Raumfahrtunternehmen SpaceX mitteilte.

Aufnahme der zweiten unbemannten Landeplattform ASDS (Autonomous spaceport drone ship) „Of Course I Still Love You„, einem Umbau auf Basis des Schiffs Marmac 304. Foto: Wikipedia

Die Landung und Wiederverwendung von Raketenstufen und Raumkapseln ist ein wichtiger Teil der Strategie von SpaceX. Schon mehrfach gelangen Landungen von Raketenstufen auf Schiffen sowie auf Land.

Die „Crew Dragon“-Raumkapsel mit den beiden US-Astronauten Robert Behnken und Douglas Hurley an Bord trennte sich unterdessen erfolgreich von dem Rest der Rakete und machte sich alleine weiter auf den Weg zur ISS.

Die Astronauten Robert Behnken (links) und Douglas Hurley (rechts) in der Raumkapsel Crew Dragon. Foto: SpaceX

Die beiden Astronauten können an Bord der „Crew-Dragon“-Kapsel den direkten Vergleich zwischen alten und neuen US-Raumfahrzeugen machen: Beide reisten schon zweimal mit den Space Shuttles ins Weltall. Douglas Hurley war der Pilot des letzten Shuttle-Flugs der Atlantis 2011.

Nach dem letzten Shuttle-Flug 2011 mottete die US-Raumfahrtbehörde NASA ihre Space-Shuttle-Flotte aus Kostengründen ein und war für Flüge zur ISS seither auf Russland angewiesen. Das war mit rund 80 Millionen Euro pro Flug in einer russischen Sojus-Kapsel nicht nur teuer, sondern kratzte auch mächtig am Ego.

Einige große Unterschiede wird es für die beiden Raumfahrer auf jeden Fall geben: Statt mit Knöpfen und Hebeln ist die „Crew-Dragon“-Kapsel von SpaceX mit einem Touchscreen ausgestattet. Damit werden die Astronauten allerdings wohl wenig zu tun haben, da das Andockmanöver an die ISS vollautomatisch erfolgt.

Nach einem 19-stündigen Flug dockte die Dragon an die Internationalen Raumstation an. Dort werden Douglas Hurley und Robert Behnken als Langzeitbesatzungsmitglieder an der ISS-Expedition 63 teilnehmen.

Die Expedition 63 Crew hat sich mit der Ankunft der SpaceX Crew Dragon auf 5 Mitglieder erweitert (von links nach rechts) Anatolie Ivanishin, Ivan Vagner, Chris Cassidy, Bob Behnken und Doug Hurley. Foto: NASA

Bevor sich Doug Hurley und Bob Behnken um wissenschaftliche Experimente in den einzelnen Laboren der ISS kümmern, stünden noch weitere Tests mit der „Crew-Dragon“-Kapsel an, auch jetzt noch, nach ihrem Andocken, ergänzt Bob Behnken.

„Wir wollen die Kapsel für ihren ersten operationellen Einsatz Crew-1 vorbereiten. Bis dahin wird sie uns als Rettungsboot dienen, falls wir die ISS evakuieren müssen. Um die Leistungsfähigkeit der „Crew Dragon“ zu testen, werden wir sie demnächst komplett herunterfahren, ein paar Tage in einer Art Winterschlaf belassen und dann wieder alle Instrumente hochfahren. Wenn das alles gelingt, können wir sie als voll einsatzfähig betrachten.“

Wie lange Doug Hurley und Bob Behnken auf der ISS bleiben werden, ist noch nicht abzusehen. Die NASA möchte die Zeitspanne zwischen ihrer Landung und dem Start der ersten operationellen Mission einer „Crew Dragon“ im Herbst jedenfalls möglichst kurz halten.

Schließlich sollen sie mit der „Crew Dragon“-Kapsel an Fallschirmen zur Erde zurückkehren und vor der US-Küste wassern. Es wäre die erste Wasserlandung von Raumfahrern seit der Rückkehr der Apollo-Kapsel des Apollo-Sojus-Test-Projekts 1975. Alle anderen heutigen bemannten Raumfahrzeuge landen bis jetzt ausschließlich auf dem Festland.