30 Jahre AUSTROMIR-91


Vor 30 Jahren, am 2. Oktober 1991 startete Sojus TM-13 mit dem Österreicher Dipl. Ing. Franz Viehböck vom Weltraumbahnhof Baikonur zur Raumstation MIR. Er war damit der erste und bislang einzige Österreicher, der in den Weltraum geflogen ist. Aber wie ist es eigentlich zu diesem bemannten Weltraumflug mit einem Österreicher gekommen?

Im Juli 1987 besucht der Vorsitzende des Ministerrates der UdSSR, N. I. Ryshkow, Österreich und unterbreitet der damaligen Bundesregierung in Wien den Vorschlag zur Durchführung eines gemeinsamen bemannten Weltraumfluges zur Raumstation MIR.

Im Rahmen eines Expertentreffens im Oktober 1987 in Moskau wurden die Möglichkeiten der Realisierung des Fluges zu für beide Seiten akzeptablen Bedingungen besprochen. Am 5. April 1988 erfolgte die Beschlussfassung der österreichischen Bundesregierung über den Flug eines Österreichers mit der Raumstation MIR und gleichzeitig erfolgte eine öffentliche Ausschreibung für Kosmonautenkandidaten und Experimentvorschläge.

Die beiden Regierungschefs F. Vranitzky und N. I. Ryshkow unterzeichneten am 11. Oktober 1988 das Abkommen über den Flug eines österreichischen Kosmonauten mit der Raumstation MIR. Zwischen Mai 1989 und Oktober 1989 wurden in insgesamt 3 Auswahlverfahren die Kosmonautenkandidaten selektiert. Die beiden Österreicher, die zur Ausbildung ins Sternenstädtchen zugelassen wurden, waren Dr. Clemens Lothaller und Dipl. Ing. Franz Viehböck. Einer der beiden wird also unser erster Mann im All werden. Im Jänner 1990 begannen die beiden ihre Ausbildung im Sternenstädtchen.

Im März 1991 werden die Trainingsmodelle der inzwischen fertiggestellten wissenschaftlichen Geräte an die UdSSR, zwecks Verwendung bei der Ausbildung der Kosmonauten, geliefert. Im Mai 1991 wird von österreichischer Seite beschlossen, Dipl. Ing. Franz Viehböck als ersten Kandidaten für den Raumflug in der internationalen Mannschaft zu nominieren, Dr. Clemens Lothaller wird der Reservemannschaft zugeteilt. Gleichzeitig mit der Nominierung von Dipl. Ing. Franz Viehböck als erster Österreicher im All werden die Flugmodelle, die der erste österreichische Kosmonaut bei den Experimenten an Bord der Raumstation MIR verwenden wird, an die UdSSR geliefert, diese wurden am 21. August 1991 mit dem Frachtraumschiff PROGRESS M-9 zur Raumstation MIR gebracht, wo sie von den beiden Kosmonauten Oberst Anatoli Arzebarskij und dem Wissenschaftsingenieur Sergej Krikaljow am 23. August 1991 nach dem erfolgreichen Andocken an die MIR empfangen, ausgepackt, montiert und getestet wurden. Die in den Experimenten LOGION und MIGMAS verwendete Ionenpumpe mußte sofort an die Bordversorgung angeschlossen werden, damit das für die Experimente nötige Vakuum erhalten blieb.

Die Mannschaft von Austromir 91: Franz Viehböck, Alexandr A. Volkov, Toktar O. Aubakirov. Foto: BMBWK, Wien

Am 2. Oktober 1991 startete Sojus TM-13 mit den 3 Kosmonauten A. A. Volkov (Kommandant), T. O. Aubakirow (Bordingenieur) und Dipl. Ing. Franz Viehböck (Wissenschaftskosmonaut) zur Raumstation MIR zur ersten österreichischen Weltraummission AUSTROMIR-91.

Der Start von Sojus TM-13 mit Franz Viehböck. Foto: BMBWK, Wien

Am selben Tag brachte die Frau von Franz Viehböck, Vesna, im Krankenhaus Wiener Neustadt ihre Tochter Carina Marie zur Welt. So weit waren die Eltern bei der Geburt ihres Kindes noch nie voneinander entfernt.

Die Tage auf der Raumstation MIR waren sehr arbeitsintensiv, da sehr viele Experimente auf dem Programm standen.

Die Besatzung der MIR während der AUSTROMIR 91 Mission. Foto: BMBWK, Wien

Die Landung der gemischten sowjetisch-österreichischen Mannschaft, diesmal nicht mit A. A. Volkov, da er länger auf der Raumstation MIR blieb, sondern mit Anatoli Arzebarskij, erfolgte mit Sojus TM-12 am 10. Oktober 1991 um 5:12 Uhr MEZ bei Arkalik in Kasachstan. Alle Kosmonauten waren nach der Landung wohlauf.

Die Experimente:

Die 15 Experimente, die in der Raumstation MIR ausgeführt wurden, lassen sich den Bereichen Medizin und Physiologie (9), Physiologie und Kommunikation (1), Physik und Materialforschung (2), Fernerkundung (1), zentrale Datenverarbeitung (1), Telekommunikation (1) und Kunst (1) zuordnen. Für einige der Experimente waren mehrere Apparaturen notwendig. Andererseits griffen auch mehrere Experimente auf gemeinsame Apparaturen zu, auch solche, die bereits von anderen Herstellern auf der Raumstation eingesetzt waren.

Mit Ausnahme des Dosimeterpakets DOSIMIR, der „symbolischen“ Gegenstände und des österreichischen Gastmahls, die gemeinsam mit der Mannschaft an Bord von SOJUS TM-13 zur Raumstation gebracht wurden, erfolgte der Gerätetransport mit Hilfe des Frachttransporters PROGRESS M-9. Für das Kunstprojekt AREMIR waren keine Apparaturen in der Raumstation notwendig, für die VIDEOMIR-Einsätze gab es bereits Kameras an Bord der MIR. 2 Projekte der wissenschaftlichen Nutzlast konnten nicht realisiert werden: ALOIS (Austrian Low Orbiting Ionospheric Satellite) und BRILLOMIR.

Alles in allem kann nach 30 Jahren gesagt werden, dass AUSTROMIR-91 ein voller Erfolg für Österreich war. Leider wurde es verabsäumt an diesen Erfolg anzuknüpfen, so könnte es einmal passieren, dass wir unseren Enkeln erzählen müssen, Dipl. Ing. Franz Viehböck, bis heute unser „einziger Mann im All“.

Weitere Informationen und viele Fotos zum AUSTROMIR-91 Projekt finden Sie unter: „www.austromir.at“